In einer faszinierenden sielmannesquen Milieustudie ist es erstmals gelungen ‘mehr Licht’ in das
Leben der bisher kaum bekannten Spezies des Slackers zu bringen. Monatelange Arbeit unter unglaublichen
Bedingungen und größten Entbehrungen hat es ermöglicht, umfangreiche Einblicke in die
Lebensgewohnheiten dieser tageslichtscheuen Kreaturen zu gewinnen.
Nicht selten war es dafür erforderlich, nächtelang in obskuren Bauten auszuharren, in denen diese
Lebensform ihr Hauptnahrungsmittel erbeutet. Eine perfekte Tarnung und die Adaptation der Eß- und
Trinkgewohnheiten war oberstes Gebot, um nicht als fremde Lebensform entlarvt zu werden. Eine biochemische
Analyse hat ergeben, daß der Hauptbestandteil der Nahrung eine Kombination aus Kohlen- Wasser- und
Sauerstoffatomen ist. Die gängigste Form dieses Lebenselexirs wird in der Sprache der Slacker als ‘Bier’
hier rechts im Bild
bezeichnet, aber auch Derivate und Mischformen wie ‘Gin-Tonic’,
gibt es grundsätzlich nur in Zwei Formen: voll oder leer
‘Long Island Ice Tea’, ‘Whisky’ oder ‘White Russian’ sind für
den Organismus verträgliche Nahrungsmittel.
eine typische Zusammenstellung
Nur in Extremsituationen und außerhalb des normalen Reviers kann eine Mischung aus ‘Vitamin B’,
‘Glucose’ und ‘Adrenalin’ als Notersatz fungieren. Nicht selten wird die Aufnahme dieser
Grundnahrungsmittel durch kleine glimmende Stengel ergänzt, deren Hauptbestandteile nach heutigem Kenntnisstand
‘Teer’ und ‘Nikotin’ zu sein scheinen.
was immer da verbrennt, das überlaß ich dir allein
Die Slacker haben hierfür eine erstaunliche Anzahl von scheinbar synonymen Bezeichnern
wie ‘Gichten’, ‘Zichten’ oder ‘Blonde Gallierinnen’. Aufgenommen werden
diese an offensichtlich nur für diesen Zweck installierten Futterkrippen, die nach Einwerfen von
Metallstücken das Entnehmen des gewünschten Bierbegleitstoffes ermöglichen
(‘Zichtomaten’ in der Terminologie der Slacker).
die Entsorgung der leeren Brennstäbe erfolgt in solchen handlichen Behältern
nautre morte, andere Variante der Entsorgung und typisches Trinkgefäß
Die Kombination der Ausgabe beider Nahrungsstoffe in einem Raum nennt sich ‘Bar’, ‘Club’
oder ‘Lokalität’.
hier ein typischer Vertreter dieses Etablissementtyps
|
die zentrale Schaltstelle, der sog. ‘Tresen’
Begleitet durch ‘Mucke’ (siehe hierzu den indigenen Bericht
Reliefbildung) geben sich die Slacker in solchen Örtlichkeiten ihrem
scheinbaren Lebenssinn dem Slacken hin. Im Sommer halten sie sich auch gerne in der freien Natur auf,
Eines der wenigen Bilder eines Vertreters der Spezies im Schutz natürlichen Bewuchses
wo sie ihre Eßgewohnheiten erweitern und über riesigen Feuern
Tiere verbrennen, was einen carnivoren Charakter dieser Gattung suggeriert.
angezündeter ‘Grill’
Oder sie begeben sich in die Öffentlichkeit um bisweilen
disharmonischen Klängen zu lauschen, die von Kleingruppen auf einer Art Altar produziert
werden
they hate people but they love gatherings, isn't it ironic?
Ikonoklasten stürzen eine Figur
Opferrituale oder andere Huldigungen konnten
dabei jedoch nicht beobachtet werden, was auf eine atheistische oder zumindest deistische Grundhaltung
schließen läßt. Man sollte hier jedoch nicht voreilig, wie etwa die Verfasser prä-
frühaufklärerischer Reiseberichte, Rückschlüsse auf das tatsächliche
Religionsverständnis der Slacker ziehen.
Götze vor einem Monolithen?
Das Fortbestehen dieser Gattung scheint jedoch gefährdet. Nach dem aktuellen linguistischen
Kenntnisstand dreht sich zwar 90% des Slacker-Diskurses um die Fortpflanzung, ein tatsächlicher Vollzug derselben
konnte jedoch bisher noch nicht beobachtet werden. Überhaupt scheint es ein merkwürdiges, noch zu
erforschendes, Ungleichgewicht von männlichen (XY) und weiblichen (XX) Wesen dieser Art zugunsten der
erstgenannten zu geben.
Schließlich ist es gelungen in das tiefste Innere eines Slacker Baus vorzudringen
und Zeuge eines wundersamen Schauspiels zu werden. Begleitet von ‘Bierkonsum’
versammeln sie sich des Nachts gerne in einer dunklen Höhle, in der keine Zeit zu existieren scheint, und
in der sie gebannt auf ein Ton- und Lichtspiel schauen.
24 mal pro Sekunde wechseln sich dort die Bilder auf einer großen Projektionsfläche ab und die Slacker
rezipieren ‘Filme’ mit Titeln wie:
‘Slacker, Dazed and Confused, Fear and Loathing in Las Vegas, Leaving Las Vegas, Trainspotting,
masculin-féminin, She's the one, Clerks, Mallrats, Suburbia, Before Sunrise, Ghost World,
…’.
Ein spezielles Forscherteam arbeitet bereits fieberhaft an der Entschlüsselung dieses polysemiotischen
Systems und - wer weiß - vielleicht liegt darin der Schlüssel zum endgültigen
Verständnis dieser Lebensform.
[SuF] Big Vern
|